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Nachruf
Diesen Nachruf schreibe ich zum Abdruck auf der Homepage des Instituts für Medizintechnik und daher ggf. stark aus der Sicht der Verbindung von Prof. Gretz mit dem IMT. An anderer Stelle (s.u.) sind seine umfangreichen wissenschaftlichen Stationen und Erfolge vertieft dargestellt.
Prof. Dr. Norbert Gretz wurde am 16.5.1954 geboren und damit 69 Jahre alt. Man kann also mit Fug und Recht sagen, er wurde mitten aus dem Leben gerissen.
Die Hingabe und Neigung zur Fürsorge für andere Menschen zeigte sich schon früh, z.B. in der Schule, wo er viele Jahre Klassensprecher war. Seine Neigungen lagen – auch durch die Schulwahl eines altsprachlichen Gymnasiums betont – in den klassisch/historischen Dingen des Lebens – eine Vorliebe, die er bis zuletzt auslebte: Besuch von Klöstern, Kirchen, Trinken von lange gereiftem Wein…
Mit 20 Jahren begann das Studium der Medizin, ein Fachgebiet, welches ihn mit gefühlt 100 Facetten, bis an sein Lebensende positiv begleitete. Auch seinen Grundwehrdienst bekleidete er als Stabsarzt.
Wichtig war ihm aber auch die Verbindung zu seiner Frau Marianne. So hat er häufig oder fast immer den ganzen Tag nichts gegessen („… das muss ich mir sonst alles wieder am Wochenende abstrampeln….“), damit er sich abends ein manchmal selbst zubereitetes - er war leidenschaftlicher Hobby-Koch - ausgiebiges gemeinsames Abendessen mit seiner Frau leisten konnte („…das ist ein social event… nicht nur ein Essen..“).
Aber Norbert Gretz hatte noch weitere Vorlieben, so z. B. den Sport.
Schon in Schule und Studium war er leidenschaftlicher Radrennfahrer und trotz seines Normal-Maß-Körperbaus überraschenderweise Handballer ( „…Die Großen rechneten nie mit dem flinken Kleinen, der zwischen ihren langen Beinen herumwieselte…“). Und Ausdauerläufe und weite Wanderungen pflegte er bis ins Alter, bis er sie wirklich nicht mehr ausführen konnte.
Seine Liebe zu schnellen Autos verband er mit seiner traditionellen Liebe zum Klassischen („…da gibt es noch ein paar Klöster in der Stiefelspitze, die wir noch nicht besichtigt haben…“). Und tatsächlich ist er mit Frau und Porsche bis nach Süditalien gefahren („… Sie brauchen da Ihren Porsche nicht abzuschließen. Die Mafia will Touristen und keine Autodiebe. Die passen auf…“).
Doch der weitaus gewichtigste Teil seines Lebens und Schaffens bestand in der Wissenschaft und Medizin, für uns hier im Fokus: das Institut für Medizintechnologie. Dieses wurde mit massiver Intervention des damaligen Rektors der Hochschule Mannheim, Prof. von Hoyningen-Huene, und dem damaligen Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Prof. van Ackern, als erstes und einziges gemeinsames Institut einer Fachhochschule und einer Universität gegründet und ist – nach wie vor – direkt bei der Rektorin der Universität Heidelberg und der Rektorin der Hochschule Mannheim aufgehängt.
Über die gesamte Phase der Jahre 2008 – 2020 war Norbert Gretz geschäftsführender Direktor, und erst nach seiner Emeritierung ging diese Aufgabe an Frau Prof. Nilüfer Baba der Hochschule Mannheim über.
Über die gesamte Zeit war das Institut für Medizintechnologie ein Kitt zwischen der Hochschule Mannheim und der Universität Heidelberg. Unzählige gemeinsame Projekte sind daraus entstanden, viele heute Promovierte verdanken ihren Doktortitel diesem Institut. Größtes und erfolgreichstes „Baby“ dieses Institut ist der Forschungscampus M²OLIE, der viele Millionen Euro an Forschungsgeldern eingesammelt und vielfältige Veröffentlichungen und wissenschaftliche Erkenntnisse hervorgebracht hat.
Die Arbeit im IMT war für H. Gretz nicht immer ganz einfach („… diese Sitzung war wirklich nicht vergnügungssteuerpflichtig, kann ich Ihnen sagen…“), aber letztendlich erfolgreich. Hieraus ging auch eine persönliche Verbindung zum Forschungszentrum CeMOS der Hochschule hervor, die bis weit nach seiner Emeritierung anhielt.
In der „M-Group“ trafen sich regelmäßig Doktoranden von Prof. Gretz und CeMOS und tauschten sich aus und halfen sich gegenseitig: Medizintechnik hat eben die Schwerpunkte „Medizin“ (Gretz-Gruppe) und „Technik“ (CeMOS-Gruppe) – eine sehr fruchtbare Verbindung.
Die Emeritierung von H. Gretz war im April 2020. Das hielt ihn aber nicht vom weiteren Arbeiten ab. Bis zuletzt hat er geholfen, die Doktoranden „durchzubringen“ und Anträge zu schreiben – bei denen er schon wusste, dass er die Projekte nicht mehr zur Gänze erleben wird ( „… in meinem Zustand ist die 5-Jahre-Überlebenswahrscheinlichkeit bei 30 %...“). Auch das Bearbeiten von Tierschutzanträgen war ein zweifelhaftes Hobby für die Wochenenden („… schon wieder 4 cm, doppelseitig bedruckt... hmmmmmmm…“).
Irgendwann wurde es dann ruhig um ihn.
Mich ereilte die Nachricht seines Todes durch einen verpassten Anruf von seinem Handy, auf den ich flapsig auf Französisch zurückgeschrieben hatte; sehr peinlich, ich wurde dann später aufgeklärt, dass nicht er es war, der mich sprechen wollte.
Die ergreifende Trauerpredigt wurde am 15.9. durch Pater Zimmermann, SJ, gehalten und so nahmen wir Abschied von unserem langjährigen Weggefährten, einem facettenreichen, fleißigen und kreativen Menschen, der bis zuletzt den Mut nicht sinken ließ und bis zum Ende einfach im Dienste der human society gearbeitet hat.
Bitte beachten Sie auch den Nachruf in der Zeitschrift der Nephrolog. Gesellschaft von Prof. Dr. Bernhard Krämer mit vielen Informationen zum fachlichen und wissenschaftlichen Werdegang von Prof. Gretz.
Prof. Dr. Matthias Rädle